Die totalitären Regime und das Ringen um die Freiheit des christlichen Glaubens

1939 – 21. Jh.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges befanden sich Böhmen und Mähren auf der östlichen Seite des Eisernen Vorhangs und fielen unter das atheistische kommunistische Regime. Es begann einer der finstersten Zeiträume des Christentums in der tschechischen Geschichte, der durch strenge Verfolgung, Überredung zur Kollaboration mit dem Regime und durch ein gezieltes Abdriften des Christentums vom Leben der einfachen Menschen gekennzeichnet war. Viele Christen akzeptierten jedoch diese Situation nicht passiv und kämpften um die Aufrechterhaltung ihrer Bedeutung für die Gesellschaft.

Der Zweite Weltkrieg in den Jahren 1939–1945 und die anschließende Zeit der kommunistischen Totalität in den Jahren 1948–1989 bedeuteten eine gewaltsame Unterbrechung der in der Ersten Republik begonnenen Entwicklung in unserer Gesellschaft. Das tschechische Volk kehrte in den Kriegszeiten wie zum Trost zu den bedeutenden Epochen der Vergangenheit zurück. Wesentlich trugen hierzu u. a. Vladislav Vančura mit seinen zweiteiligen Bildern aus der Geschichte des tschechischen Volkes oder der Historiker Zdeněk Kalista bei. 
 

Der Zusammenarbeit mit dem nazistischen Deutschland schlossen sich viele Sudetendeutsche an (einige wirkten jedoch im Widerstand, z. B. die Priester Richard Henkes, Johann Nepomuk Smolik), und so hingen aus deutschen Kirchen häufig roten Fahnen mit dem Hakenkreuz. Einige Christen rund um die Organisationen Orel, Junák, YMCA wurden verfolgt und inhaftiert, viele Christen und Geistliche schlossen sich aktiv dem Widerstand an (Jaroslav Šimsa, Bohumír Opočenský, Miloš Bič, Štěpán Trochta, Antonín Graf Bořek-Dohalský). 
 

Die Gruppe der Geistlichen um den orthodoxen Bischof Gorazd II. arbeitete beim Attentat auf den Reichsprotektor Reinhard Heydrich zusammen, als die tschechischen Fallschirmspringer, die das Attentat verübten, in der Kirche des Hl. Kyrill und Method in Prag Unterschlupf suchten. Das Versteck wurde verraten, und obwohl der Bischof vom Versteck anfänglich keinerlei Kenntnis hatte, war er bemüht, die ganze Angelegenheit auf sich zu nehmen, um seine Gläubigen zu schützen. Gemeinsam mit den übrigen Mitarbeitern wurde er hingerichtet. Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wurde die deutsche Bevölkerung aus Böhmen und Mähren vertrieben, womit das jahrhundertelange Zusammenleben und Ringen zweier Völker ein Ende fand. Die deutschen Christen verließen ihre Kirchen, Wallfahrtsorte und geistlichen Zentren. Viele Kirchen waren seitdem dem Verfall preisgegeben. 

 

Die letzte Zeit der Finsternis

Das atheistische kommunistische Regime wollte mit den Gegnern seiner Ideologie auf eigene Art abrechnen. Viele Geistliche und tapfere, insbesondere katholische Christen wurden in den fünfziger Jahren in konstruierten Prozessen verurteilt, inhaftiert, hingerichtet, wobei vielen die priesterliche Tätigkeit verboten wurde. Aufgelöst wurden die katholischen Orden, die Klöster in Želiv und Broumov wurden für eine bestimmte Zeit zu einem Internierungslager für verfolgte Priester. Karitative und Jugendorganisationen wurden gemeinsam mit den kirchlichen Schulen verboten, die theologischen Fakultäten eingeschränkt. 
 

Die sog. Währungsreform betraf ebenso wie das ganze Volk auch die Ersparnisse der Pfarren und Gemeinden, die sie der Instandsetzung, Erweiterung oder dem Bau neuer Kirchen widmen wollten. Einige Geistliche kollaborierten mit dem Regime (u. a. die Gruppe der Priester in Pacem in terris), andere schlossen sich gegen den Kommunismus gerichteten Tätigkeit im sog. Dissens an, vor allem um die Charta 77 oder um die sog. unterirdische Kirche. Während des Kommunismus wurde nur in Ausnahmefällen eine neue Kirche bzw. Gebetsstätte errichtet.
 

Obwohl das Regime die Informiertheit über seinen Verlauf verhinderte, war für die katholische Kirche ein herausragendes Ereignis des gesamten 20. Jahrhunderts die Tagung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1963–1965), das auf die Herausforderungen der damaligen Gesellschaft reagierte, die Kirche gegenüber der Welt und anderen christlichen Strömungen öffnete (Ökumenismus). An seiner Tagung nahm auch Kardinal Josef Beran teil, dem das Regime die Rückkehr in die Heimat verweigerte. 
 

Nach der Samtrevolution im Jahre 1989 war die Kirche bemüht, ihre Tätigkeit zu erneuern, die zerrissenen Bande neu zu knüpfen, im Schulwesen bzw. im sozialen und karitativen Bereich wirksam zu werden. Erneuert wurden die katholischen Wallfahrten, beim Besuch des Papstes Johannes Paul II. im Jahre 1997 erfolgte die Heiligsprechung von Jan Sarkander und Zdislava von Lämberg, die die Schutzheilige der Familie wurde. Für die Katholiken waren ein wichtiges Ereignis die Besuche der Päpste (Johannes Paul II. und Benedikt XVI.).
 

Die Tschechische Republik ist angeblich das atheistischste und religiös schwächste Land der Welt, und dennoch werden neue Kirchen gebaut, gemeinschaftliche Zentren errichtet, entstehen neue Pfarren und Gemeinden. Die geistlichen Wege verlaufen heute überwiegend über das Internet, die Navigation und das Mobilfunknetz. Trotzdem führen sie weiter, entdecken neue Horizonte und bringen uns dem „himmlischen Jerusalem“ Gottes näher.

Wichtige Termine

1804 – 
Napoleon französischer Kaiser, Napoleanische Kriege/dd>
1813 – 
Napoleon besiegt Leipzig
1815 – 
Napoleon Sieg bei Waterloo (Tausendjähriges Reich)
1825 – 
Aufstand der Dekabristen in Russland
1825 – 
1. Eisenbahn in England
1848 – 
Februar-Revolution in Frankreich, Reaktionen in Österreich, Italien und Deutschland
1861 – 
Krieg zwischen Nord- und Südamerika
1870 – 
Deutsch- Französischer Krieg
1914-1918 – 
1. Weltkrieg
1917 – 
Oktoberrevolution in Russland
1920 – 
Gründung des Völkerbunds (in Genf)
1922 – 
faschistisches Regime in Italien
1933 – 
Hitler wird deutscher Reichskanzler
1936-1939 – 
Spanischer Bürgerkrieg
1939-1945 – 
2. Weltkrieg