Wege der Inquisitoren, eifrigen Prediger, der Ketzer, der Hussiten

14.–16. Jh.

Die Epoche des Hochmittelalters, des Zeitalters der Kathedralen und der autoritär siegreichen Kirche endete durch die Krise des abendländischen Papsttums und somit des Vertrauens der Menschen in die Institutionen der Kirche. Auf die Ungewissheit hinsichtlich der Erlösung der Seele reagierten neue geistliche Strömungen, eine neue Frömmigkeit (devotio moderna). Man war auf der Suche nach einem „Heilmittel der Gewissheit“ vor allem im direkten Herrschen des höchsten Königs, Jesu Christi, in der Durchsetzung der Kenntnis der Bibel, im Predigen des Evangeliums. Nicht mehr in der Institution der Kirche, die zwei und auch drei Päpste auf einmal hatte, sondern direkt bei Gott suchten die Menschen die Gewissheit der Errettung. Auf diese unruhige Zeit reagierte Kaiser Karl IV., der Europa ein neues geistiges Zentrum im „hunderttürmigen Prag“ anbieten wollte. Allerdings war das einfache Volk nicht mehr bereit, lediglich geduldiger Empfänger des Herrscherwillens zu sein, indem es selbst geistliche Geschichte schreiben wollte. Hierin hatte es seine Führer: Jan Milíč z Kroměříže (Johann Militsch von Kremsier), Jan Hus, Jan Žižk, Petr Chelčický (Peter von Chelčitz) und weitere. Die Ära der Ritter und des königlichen Glanzes war zu Ende, es kam die Zeit der Prediger, der Reformatoren und der Hussitenmkämpfer.

Das „Zeitalter der Kathedralen“, das Zeitalter der über die Könige (Kampf um die Investitur) und über die Heiden (Kreuzzüge) siegenden Kirche dauerte jedoch nicht lange. Die Ära der Kreuzzüge in das Heilige Land endete definitiv mit dem Verlust der eroberten Gebiete und der scheinbar ausgefochtene Kampf um die Investitur kehrte im Jahre 1303 über die Hintertür im Streit des Papstes Bonifatius VIII. mit dem französischen König Philipp IV., dem Schönen, den der Papst nicht zum Kaiser krönen wollte. Weitere heilige Väter wurden in das französische Avignon umgesiedelt und beim Versuch der Wahl eines neuen, im Jahre 1378, wurden zwei Päpste gewählt – (Gegenpapst) Clemens VII. in Avignon und (Papst) Urban VI. in Rom. Ein Kandidat war bezeichnend französischer Kardinal und der andere italienischer Kardinal. Die universelle Macht des Papstes und der Kirche im abendländischen Europa war gebrochen. 
 

Zu damaliger Zeit tauchten jedoch immer mehr Denker, Theologen und einfache fromme Menschen auf, die sich nicht fürchteten, die Krise der Kirche beim Namen zu nennen und ihr häufig von unten entgegenzutreten. Für sie bedeutete die päpstliche Doppelwahl lediglich, dass dem einköpfigen Drachen ein zweiter und einige Jahre später sogar ein dritter Kopf gewachsen war. 
 

Bereits früher endete mit der Brandmarkung als Ketzer Petrus Valdes, ein Lyoner Kaufmann, der sich entschlossen hatte, das einträgliche Gewerbe an den Nagel zu hängen, die Familie materiell abzusichern und den Rest des Geldes für Abschriften der Bibel und das Dasein als Wanderprediger auszugeben. Die Waldenser oder auch „lombardischen Armen“, in Europa von der Inquisition verfolgt, wanderten in der vorhussitischen Zeit über die Pfade des Böhmerwaldes auch bis nach Südböhmen, um sich hier der „deutschen Kolonisierung“ anzuschließen. 
 

Andererseits hatte im Rahmen der Kirche ein günstigeres Schicksal Franz von Assisi, der ebenfalls dem Besitz entsagte, Bettelpilger wurde und eine Gemeinschaft gleichgesinnter Brüder – den Bettelorden der Franziskaner – gründete. Zwischen den Heiligen und den Ketzern bestand oftmals nur eine hauchdünne Trennlinie. Durch die Ironie des Schicksals wurden einige Franziskaner im Laufe der Zeit mit der Inquisitionstätigkeit gerade gegen die Waldenser beauftragt.
 

Das Neue Jerusalem im Herzen Europas

In der Zeit des sog. Exils von Avignon wollte der junge böhmische König und Kaiser Karl IV. von Luxemburg, dem das böhmische Land im Unterschied zu seinem ritterlichen Vater Johann zur wirklichen Heimat wurde, aus dem Böhmischen Königreich und konkret aus Prag das geistige Zentrum Europas machen und so vielen christlichen Pilgern, die nach Rom oder Avignon wanderten, eine näherliegende Alternative anbieten. Böhmen mit Prag an der Spitze sollte die europäische Kreuzung Nummer Eins werden. Karls Bemühungen um die Förderung des Böhmischen Königreiches waren sicher sowohl religiös, als auch politisch-pragmatisch motiviert – Prag wurde zunehmend nicht nur ein Zentrum der Weltpolitik, sondern auch des geistigen Lebens, gewissermaßen ein zweites Rom.
 

Kaiser Karl beschloss, in der Stadt seines kaiserlichen Sitzes alles zu haben: Das Bistum erhob er in den Rang einer Erzdiözese, gründete die Universität, ließ gotische Kathedralen erbauen, wollte hier möglichst viele Glaubensorden, Reliquien Heiliger, Geschäfte, Bücher und auch Gelehrte haben. Seine „geistige Sammlerleidenschaft“ illustriert wohl die Gründung des Emmaus-Klosters, wohin er slawische Benediktiner aus Kroatien berief, sodass somit nach einem Vierteljahrtausend in den böhmischen Landen erneut die slawische Liturgie erklang.
 

Prag mit dem Emmaus-Kloster sollte das Zentrum der slawischen kirchlichen Bildung werden. Karl wählte als Standort des Emmaus-Klosters die neu entstandene Prager Neustadt, die von ihrem Grundriss her an die Stadt Jerusalem erinnert. Die fünf Neustädter Kirchen bilden aufgrund ihrer Lage ein gleichschenkliges Kreuz. Und da über das gesamte Mittelalter die Überzeugung vorherrschte, dass das himmlische Jerusalem nicht fern sei, sollte die böhmische Metropole nach dem Willen des luxemburgischen Kaisers ein Tor zur Ewigkeit werden. Ein Meisterstück der gotischen Kunst ist die Kapelle des Hl. Kreuzes auf der Burg Karlstein, wo der Kaiser selbst abgebildet ist.

 

Die Urväter der Reformation

Karl zögerte auch nicht, Prediger zu berufen und zu unterstützen, die den Zustand der Kirche kritisierten, wobei er konkret aus Österreich den flammenden Redner Konrad Waldhauser berief, der mit seinen Predigten in Prag „neue Wege der Kirche“ anregte, an welche Jan Milíč z Kroměříže (Johann Militsch von Kremsier) im Zeichen der Armut und der Hilfe für ausgestoßene, der Prostution bezichtigte Frauen anknüpfte. Nach ihm begab sich sein Schüler Matěj z Janova (Matthias von Janov) auf Bildungsreisen, vor allem zum Studium der Bibel. Und als Karls Tochter Anna, die Gemahlin des englischen Königs Richard II., in der neuen Heimat die Sprache ihres Gemahls anhand der Erstübersetzung der Bibel in das Englische von John Wycliff, einem aus Oxford stammenden Kritiker der Kirche und vor allem des Papsttums, erlernte, war die wechselseitige Verknüpfung der böhmischen Bemühungen um die Reform der Kirche lediglich eine Frage der Zeit. 
 

Eine Abschrift von Wycliffs „ketzerischen“ Schriften vermochte vor ihrer Verbrennung Jeroným Pražský (Hieronymus von Prag) zu erstellen, der sie nach Prag mitbrachte und sie zum Lesen dem Magister der „freien Künste“ der Prager Universität Jan Hus vorlegte. Diesem schienen die Ideen des Oxforder Professors bei Betrachtung des damaligen Zustandes der Kirche gerechtfertigt zu sein. Was sie damaligen Vertreter der Kirche auch unternahmen, alles wurde nur noch schlimmer. Die Wahl des dritten Papstes und die Ablasskampagne gesellten sich zu den alten Missständen: das Erkaufen von Kirchenämtern (sog. Simonie bzw. Ämterkauf), hohe Zahlungen der einfachen Menschen für sämtliche kirchlichen Zeremonien, Reichtum und weltlicher Lebensstil der kirchlichen Würdenträger im Kontrast zur Armut einfacher Leute. 
 

Die Abkehr von der ursprünglichen Kirche der Apostel, wie ihr Leben die Bibel beschreibt, war mehr als vielsagend. Es war nur erforderlich, den einfachen Menschen das zu predigen, was wirklich in der Bibel geschrieben steht, ja noch mehr, die Predigten zugleich in jener Sprache zu halten, die auch das einfache Volk zu verstehen vermochte. Aufgrund dieser Bedürfnisse entstand in der Prager Altstadt eine Kapelle namens Betlehem-Kapelle (Betlémská), die von Anbeginn ausschließlich für das Predigen des Evangeliums in tschechischer Sprache bestimmt war. Die Bezeichnung „Kapelle“ war allerdings nur hierarchisch, denn das Bauwerk war keinesfalls klein. Mit Platz für 3000 Menschen wurde die Kapelle die größte Versammlungsstätte in Prag. Auf Anregung von Jakoubek ze Stříbra (Jakob von Mies) wurde im Jahre 1414 den Laien das Altarsakrament erstmals unter beiderlei Gestalt, somit auch aus dem Kelch gereicht (Kommunion unter beiderlei Gestalt – communio sub utraque specie), und zwar in der unweit gelegenen Kirche St. Martin in der Mauer. Die „böhmische Reformation“ konnte auch nicht durch die Verbrennung von Jan Hus am 6. Juli 1415 und ein Jahr später des Hieronymus von Prag auf dem Konzil in Konstanz aufgehalten werden.
 

Auf diesem Konzil wollten paradoxerweise auch die Kirchenoberhäupter zu einer Reform der Kirche gelangen – allerdings auf anderen Wegen. Hussens Lehre und Predigten ließen ein dogmatisches Programm der Hussitenbewegung entstehen, und zwar in Form der Vier Prager Artikel – 1. Freie Verkündung des Wortes Gottes (d.h. rein auf die Bibel gestützte Predigten), 2. Empfang des Abendmahls unter beiderlei Gestalt (Darreichung des Kelches auch an Nichtpriester), 3. Verbot des weltlichen Herrschens der Priester (Einschränkung des Vermögens und der Macht der Kirche), 4. Bestrafung der Sünden in allen Ständen (beispiellose Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz). 
 

Hussitische Stürme

Dem Konstanzer Konzil gelang es dennoch, die gespaltene katholische Kirche wieder zu vereinigen (wenn auch nicht zu reformieren). Der neue Papst Martin V. konnte somit bereit den Kreuzzug gegen das ketzerische Böhmen verkünden. Dank der militärischen Genialität, der Führungsfähigkeiten und der Ergebenheit des Jan Žižka von Trocnov gegenüber dem hussitischen Programm ereilte die Anhänger des Hussitentums kein ähnliches Schicksal wie z. B. die südfranzösischen Katharer (Albigenser). Hiermit begannen die ursprünglich aus Gründen der Verteidigung geführten, langandauernden und blutigen Kriege auf böhmischem Gebiet und aus dem gewaltablehnenden religiösen Hussitenprogramm wurde ein vor allem kriegerisches Programm, das mit dem Schwert, „das Land vom Besitz der Kirche für Gottes Gericht säuberte“ und an dessen Ende der hussitische „Gotteskämpfer“ ein Synonym für einen Söldner, Fachmann für Befestigungsanlagen und die Eroberung von Burgen, der in den weiteren europäischen Konflikten auf allen Seiten kämpfte, sowie auch des Niederbrennens von Kirchen und Klöstern wurde (während der Hussitenkämpfe wurden ihrer 170 in Schutt und Asche gelegt). 
 

Der Zusammenschluss der böhmischen Länder gegen die Kreuzritterheere bedeutete jedoch bei Weitem nicht die Einheit der Nachfolger Hussens in Angelegenheiten des Glaubens. Die taboritische Richtung, die sich im Jahre 1420 durch die Wahl eigener Priester etablierte, vertrat radikale Reformen, auf die die Angehörigen des Prager konservativen Flügels nicht einzugehen bereit waren. Darüber hinaus gestaltete sich die Situation noch komplizierter durch die Anwesenheit jener, denen von Hussens und Jakobs (von Mies) Reform lediglich der Empfang des Altarsakraments unter beiderlei Gestalt genügte, indem sie sich ansonsten mit der Tradition Roms und somit auch des gesamten übrigen Europas identifizierten.
 

Und so wurde allmählich alles „Böhmische“ für lange Zeit als verdächtig und ketzerisch erachtet. Aus der geistigen Kreuzung Europas wurde auf einen Schlag für viele Jahre eine derart abgelegene Peripherie, dass William Shakespeare Böhmen in seinem Wintermärchen ein Meer zusprach. Den Trend vermochten auch die hussitischen Theologen Mikuláš Biskupec z Pelhřimova (Nikolaus von Pelgrims) oder Petr Chelčický (Peter von Chelčitz) nicht aufzuhalten, zu deren Gedankengut über Jahrhunderte viele Intellektuelle zurückkehren, auch nicht der hussitische (jedoch von Rom nie bestätigte) Erzbischof Jan Rokycana (Johannes von Rokitzan), der in der Theynkirche auf dem Prager Altstädter Ring wirkte. (Von ihrem Giebel aus strahlte seinerzeit auf den Altstädter Ring ein großer vergoldeter Kelch.)
 

Nach 14 Jahren des aufreibenden Bürgerkrieges wurde der radikale Flügel der Hussiten in der Schlacht bei Lipan (1434) besiegt, während sich die übrigen an den Verhandlungstisch setzten. Zwei Jahre später wurde auf dem Marktplatz in Jihlava (Iglau) das Baseler Kompaktat veröffentlicht – ein Abkommen zwischen dem Baseler Kirchkonzil und den Vertretern der hussitischen Partei. Von den vier Artikeln wurde den böhmischen Protoprotestanten lediglich der zweite zuerkannt (Empfang des Abendmahls unter beiderlei Gestalt), die sonstigen Punkte jedoch nicht. Nach Jakob von Mies (Jakoubek ze Stříbra), dem Gründer des Utraquismus, wurde für die weiteren 35 Jahre zum Vorsteher der utraquistischen hussitischen Kirche Jan Rokycana (Johann von Rokitzan).

 

Der ursprüngliche Katholizismus wurde in Böhmen für weitere 150 Jahre eine Minderheitskonfession. Das Prager Erzbistum war nicht besetzt und das Prager Kapitel übersiedelte vom häretischen Prag nach Pilsen. Die utraquistische Kirche träumte von der Einigung mit Rom und von der päpstlichen Bestätigung des Jan Rokycana als Erzbischof. Die böhmischen Lande versanken für lange Zeit in einem Chaos und in der Isolation von den europäischen geistigen Strömungen. Von der Karlsuniversität verblieb lediglich ein Torso. 
 

Zum Programm der Hussitenbewegung bekannte sich auch ein Teil des mährischen Adels. Die großen Städte mit Brünn an der Spitze stellten sich jedoch hinter den katholischen Herrscher Sigismund von Luxemburg, den der mährische Landtag im Jahre 1419 zum mährischen Markgrafen wählte. Der Kaiser revanchierte sich gegenüber seinen mährischen Verbündeten durch die Verleihung von Privilegien, womit er wiederum leicht eine gewisse Autonomie Mährens stärkte, jedoch auch durch die Verbannung der Juden aus den königlichen Städten. Die jüdischen Gemeinden mussten damals in den adligen Lehen Unterschlupf suchen.

 

Obwohl das Hussitentum und der Utraquismus auf Mähren weniger Einfluss als auf Böhmen hatten, war die mährische Autonomie in der Zeit vor der Schlacht auf dem Weißen Berg (1620) nach dem ersten böhmischen Ständeaufstand (1547) den Nichtkatholiken wohlgesonnen, sodass in ganz Mähren starke Zentren der Neuutraquisten (Lutheraner) und der Böhmischen (bzw. Mährischen) Brüder (Gebiet um Olmütz, Brünn, Walachei) entstanden.

 

Die Böhmischen Brüder (Unitas fratrum)

Die Gemeinschaft der Böhmischen Brüder, die im Jahre 1457 in Kunvald in Ostböhmen durch den Bruder Řehoř (Gregor) (vom Prager Kalixtiner-Kloster in Emmaus) unter dem Einfluss der Lehre des Petr Chelčický (Peter von Chelčitz) gegründet wurde, wollte zunächst keine neue Kirche, sondern eher ein geistlicher Orden sein. Als jedoch die Gemeinschaft der Brüder im Jahre 1467 einen eigenen Priester wählte, sich somit von der römischen Kirche und sowie von den böhmischen Utraquisten abspaltete, wurde sie faktisch eine Kirche. Die geistlichen und auch Laienvertreter der Gemeinschaft der Brüder wurden zentral gewählt und zu den einzelnen Gemeinden entsandt. Diese nahmen ab dem Ende des 15. Jh. Und im Verlaufe des 16. Jh. vor allem in Ostböhmen und in Mähren (Mladá Boleslav, Brandýs nad Orlicí, Ivančice, Uherský Brod, Přerov, Fulnek) zahlenmäßig zu, obwohl sie bis zum Majestätsbrief Rudolfs II. im Jahre 1609 rechtlich nicht anerkannt war und daher häufig auch verfolgt wurde. 
 

Durch ihre moralische Strenge und ihren Arbeitseifer erlangte sie auch Anhänger aus dem niederen und höheren Adel (z. B. des Rosenberger Petr Vok oder der Scheroteiner) und häufig war sie auf den herrschaftlichen Anwesen nicht nur geduldet, sondern auch willkommen. Die Brüder-Priester lebten nicht vom Zehent, sondern mussten sich nach dem Vorbild der biblischen Apostel mit den eigenen Händen ernähren. Mitglied der Brüder zu sein, bedeutete die lebenslange Formung und Weiterbildung im Glauben, jedoch auch sittliche Strenge, zu Beginn auch Misstrauen gegenüber Handel und Vermögen, gegenüber Bildung und dem Adelsstand. 
 

Obwohl die Brüder eine Minderheit waren, vermochte sie eine herausragende christliche Gruppe zu sein, die unter anderem Einfluss auf die tschechische Literatur durch ihre Originalübersetzung der Bibel hatte, die erste tschechische Übersetzung aus den Originalsprachen (Hebräisch und Griechisch), während die vorherigen Übersetzungen von der lateinischen Vulgata ausgegangen waren. Nach der Stadt Kralice (Kralitz), wo sie herausgegeben wurde, wird sie als Kralitzer Bibel bezeichnet, wobei sie für lange Zeit die Entwicklung der tschechischen Sprache beeinflusste. 
 

In einigen Zügen ähnelte der Gemeinschaft der Böhmischen Brüder die neue radikalreformatorische Bewegung der sog. Anabaptisten oder Wiedertäufer, die tschechisch als „Habaner“ bezeichnet wurden und eine Spur in Südmähren (Mikulov/Nikolsburg) und in der Slowakei hinterließen.

 

Während das 16. Jahrhundert in Europa die Blütezeit der Kunst der Renaissance war, können wir der Renaissance und dem Humanismus auf unserem Gebiet vor allem in der Literatur und in der Musik begegnen. In der Architektur fand der Stil der Renaissance vor allem durch den Adel Verbreitung, die sich ihren Sitz nach den abendländischen Vorbildern der Renaissance erbauen ließen (Schloss in Litomyšl, Lustschloss der Königin Anna – das Belvédère in Prag, Schloss Nelahozeves, Bučovice, Velké Losiny).

Im Geiste der Renaissance entstanden große urbanistische Stadtkomplexe (Telč, Slavonice, Nové Město nad Metují, Třeboň), die den zunehmenden Einfluss des Bürgertums, vor allem der utraquistischen Bevölkerung symbolisierten. Bei den kirchlichen Denkmälern handelte es sich vor allem um kleinere Kirchen, die zugleich mit den Schlössern entstanden, oder um kleinere ländliche Kirchen. Sie trugen eher die Spuren der ausklingenden Gotik mit Renaissanceelementen. Eine Ausnahme waren die ursprünglich lutherische Peter- und Paulskirche in Kralovice, die Kirche St. Bartholomäus und die Kirche des Hl. Johannes des Täufers in Pardubice oder die Gemeinde der Böhmischen Brüder in Mladá Boleslav.

Wichtige Termine

1309-1377 – 
Sitz des Papstes in Avignon
1328
Beginn des Zeitalters des englisch-französischen Krieges
1228 – 
5. Kreuzzug
do 1270 – 
6. und 7. Kreuzzug
1378-1417 – 
Schisma des Papstes (zwei Päpste in Rom und Avignon)
1410 – 
Niederlage des Deutschen Ritterordens in der Schlacht bei Grundvald
1431 – 
Verbrennung der Johanna von Orleans
1450 – 
Johannes Gutenberg erfand in Mainz den Buchdruck
1453 – 
die Türken eroberten Konstantinopel und begannen Europa zu erobern
1492 – 
Entdeckung Amerikas
16. Jh. – 
Reformation M. Luther
1529 – 
Türken belagern Wien
1540 – 
Gründung des Jesuitenordens
1572 – 
in Frankreich „Bartholomäus Nacht“, die Tötung der Hugenotten